Ende dieses Seitenbereichs.

Beginn des Seitenbereichs: Inhalt:

Leben in Lissabon

Im Süden Europas verbringt Larissa gerade einen Erasmus-Aufenthalt an der Universidade de Lisboa. Während hierzulande die Pandemie den Alltag fest im Griff hat, erlebt die Grazer Studentin in Portugal so etwas wie Normalität. Die nächsten Zeilen werden bei euch ärgste Fernweh-Gefühle auslösen, versprochen. Aber lest am besten selbst. 

Nach einem Monat studieren kann ich es kaum fassen, wie schnell alles passiert. Vor gefühlt einer Woche saß ich noch im Taxi vom Flughafen Lissabon zu meiner Altbauwohnung mitten in der Stadt, die ich mir mit vier anderen Menschen teile und die ich vor Betreten der Wohnung nicht kannte; weder den Namen noch Alter, ob sie ebenso studieren, oder nicht. Und heute schreib ich ein paar Zeilen über das Leben hier als Studentin in Lissabon.

„Hey Larissa, du bist jetzt wirklich da. Da wirst du jetzt studieren“

 

Ein Bild, das sich mir eingeprägt hat, wenn ich über die Universität in Lissabon nachdenke, ist dieses: Zum ersten Mal aus der Metrostation die Stiegen hoch, und sobald ich aus dem Ausgang steige grellster Sonnenschein, ein riesiger Campus, überall wirren Studierende durcheinander, unterhalten sich, sind vertieft in Google Maps um ihr Institut zu finden und ich mittendrin, in Sandalen und kurzer Hose. Ende September. Und als könnte es nicht surrealer werden ist die Hauptuniversität einfach mit Palmen bepflanzt und dann erst wurde mir erst bewusst „Hey Larissa, du bist jetzt wirklich da. Da wirst du jetzt studieren“ und ab diesem Zeitpunkt war ich angekommen.

Das Besuchen der ersten paar Lehrveranstaltungen war jedoch nicht ganz so einfach. Gerechnet habe ich mit Lehrveranstaltungen, so wie ich sie aus Graz kenne – große Hörsäle, viele Menschen, eine gewisse Anonymität. Doch hier sieht das ganze drastisch anders aus: ein Institut mit Räumen, die einer Schulklasse ähneln und man wartet vor dem Raum, bis dieser von der Vortragenden aufgesperrt wird. In meiner größten Lehrveranstaltung sind wir 23 Studierende. Die Lehrveranstaltungen sind alle auf Portugiesisch, jedoch muss man als Erasmusstudentin keinen Sprachlevelnachweis erbringen oder die Sprache beherrschen, was natürlich etwas verwirrend ist. Es wird einem gesagt, dass die ProfessorInnen darauf Rücksicht nehmen werden. Was das genau bedeutet, war mir noch nicht klar.

"Maybe try another class?"

Es verlangt es schon etwas Selbstvertrauen, um auf die Lehrperson zuzugehen und zu sagen „Hello, my name is Larissa, I’m an Erasmus student from Austria and my portuguese is not really good. Is there a way I can participate in this class?“ und aus vorheriger Information wissen die Vortragenden, dass Erasmusstudierende im Kurs sind und kein Portugiesisch sprechen. Deshalb war ich sehr überrascht, dass ich bei meinen ersten zwei Lehrveranstaltungen die Antwort „Sorry, I can not do anything for you. This class is in portuguese. Maybe try another class?“ bekam. Und so war mein erster Tag recht schnell zu Ende. Nach fünf weiteren Anläufen hatte ich jedoch meine Gruppen gefunden und die Lehrpersonen aus diesen Veranstaltungen waren überaus hilfreich und sehr erfreut darüber, mich dabei zu unterstützen, auf verschiedene Arten doch am Kurs teilzunehmen.

WG-Jackpot

Und so vergingen zwei Wochen, in denen ich unzählige neue Leute kennenlernte, jedoch nicht auf der Universität, so wie ich davor vermutet hätte. Das wahre Kennenlernen findet außerhalb der Universität statt. Mein Apartment hatte ich über "inlife Portugal" gebucht, einer Website, die sich besonders an Erasmusstudierende richtet und auf Englisch verschiedene Zimmer und Apartments auf der Website vorstellt, die man ganz unkompliziert für mindestens 3 Monate buchen kann. Ein bisschen wie eine Wundertüte, besonders wenn man schon in Österreich bucht und noch keine Ahnung von der Stadt, den Vierteln oder den neuen Mitbewohnern hat. Ich hatte jedoch den totalen Jackpot geknackt – ich liebe mein Viertel Arroios, die Lage ist super und im Apartment wohnen die besten Mitbewohner, die man sich vorstellen kann. So lernt man schon alleine durchs Einziehen vier neue Menschen kennen, mit denen man um die Häuser ziehen kann.

Party im Erasmuscorner

Besonders beliebt ist natürlich das Nightlife in Portugal, was Ende September noch am Boomen ist. Die Studierenden sind wieder in der Stadt, Touris sind auch noch unterwegs und die Corona-Situation in Portugal lässt ausgiebiges Feiern zu. Und so finden sich an jeder Ecke junge Menschen, die nur darauf aus sind, neue Bekanntschaften zu machen. Ein Klassiker ist der Erasmuscorner – eigentlich ein Office für Anliegen von Erasmusstudierenden, am Abend verwandelt sich diese Gasse jedoch zu einer Vermittlung für Studierende. Die Aktion „1 großes Bier + 1 Shot für 2€“ ködert natürlich auch. Und diese Gasse ist der Ort, an den man geht, wenn man niemanden kennt und alleine aus ist. Denn nach maximal fünf Minuten haben sich Bekanntschaften geknüpft, besonders wenn man deutsch spricht. Gefühlt ist deutsch die zweitmeistgesprochene Sprache, denn besonders Touristen oder Erasmusstudierende aus Deutschland oder Österreich trifft man an jeder Ecke.

Tipp: Besucht den Welcome Day!

Auch in meinem Institut studieren hauptsächlich Leute aus Deutschland und Österreich, wie ich dann beim Welcome Day erfuhr. Dieser war etwas spät mit Ende September, da meine Lehrveranstaltungen bereits fast zwei Wochen vorher begannen. Jedoch war dieser ein Highlight. Ich war zu Beginn ehrlich gesagt nicht ganz motiviert, dorthin zu gehen, „da ich ja bereits schon alles kannte“, aber im Nachhinein bin ich sehr froh darüber. Aus meinem Studiengang waren zwar nur 10 Leute da, jedoch war die Campusführung und das anschließende Zusammensitzen super. Der Campus ist nämlich viel größer, als ich mir eigentlich bewusst war. Und ich spreche hier nur vom Campus der University of Lisboa! In Lissabon gibt’s nämlich so wie in Graz auch zum Beispiel eine Technische Universität oder die Nova University an anderen Standorten.

Während der Führung ergab sich die Chance, die anderen Studierenden noch genauer kennenzulernen und Nummern für zukünftige Projekte oder Unternehmungen auszutauschen. Am Ende des Welcome Days zeigte man uns natürlich noch den wichtigsten Ort – eine Bar am Campus, wo nach langem Tag gemeinsam getrunken, getratscht und Fußball geschaut wird. Neben der Bar gibt es auch noch einen Park mit Teich, Cafés und einige Lernplätze, an denen man gut verweilen kann. Besonders beliebt ist auch die Mensa im Institut, besonders wenn man Preise und Portionen aus Österreich gewohnt ist.

Öffis, die überall hinfahren

Viele Studierende in Graz werden mir zustimmen, wenn ich sage, dass das Rad unser Haupttransportmittel ist und ich habe lange überlegt, mein Rad aus Graz mitzunehmen, da ich überhaupt keine Öffi-Fahrerin bin und jede Distanz radle. Jedoch war mir das dann zu teuer und ich muss sagen, dass ich mich schnell an den Luxus eines sehr gut ausgebauten Öffi-Netzes wie in Lissabon gewöhnt habe. Vor meinem Haus liegt die Metro-Station Arroios, die in die wichtigsten Richtungen fährt und sonst habe ich auch noch  unzählige Busse, die vor meiner Haustüre wegfahren. So komm ich beispielsweise in 20 Minuten in die Boulderhalle, ohne Umsteigen.

Die monatliche Öffikarte, die für Bus, Tram, Metro und sogar Zug zählt, zu bekommen, war schon ein kleiner Aufwand, besonders wenn man alles auf dem Formular mit google translate übersetzen muss, aber danach ist es nicht mehr wegzudenken. 35€ im Monat für alle öffentlichen Verkehrsmittel in riesigem Radius, sogar bis nach Sintra oder Setúbal kann man mit dieser Karte fahren. Das Highlight ist aber natürlich der Bus an den Strand Costa di Caparica: ein Bus der an verschiedenen Stationen der Innenstadt ein nur 40 Minuten an den Strand auf „der anderen Seite“ fährt, der unzählige Surfschulen, Strandbars, Restaurants und Volleyballplätze zu bieten hat. Aus einer absoluten Rad-Only-Fahrerin genieße ich hier also schon den Luxus, schnell überall hin zu kommen. Besonders wenn ich an die „7 Hügel von Lissabon“ denke, was mir davor kein Begriff war. Lissabon ist extrem hügelig! Also viel Spaß an alle Radler.

Eine wieder gewonnene Normalität

Besonders wenn ich mit Freunden aus Graz telefoniere oder mit meinen Mitbewohnern hier in Portugal spreche, die die letzten Semester auch schon da waren, wird mir klar, wie gut die Situation hier in Lissabon gerade ist. Die Universität läuft wieder normal, bis auf Maskenpflicht, Abstand und desinfizieren fühlt es sich hier wieder nach Normalität an. Auch das alltägliche Leben; Museen besuchen, auf Konzerte gehen, spontan feiern – all diese Dinge sind nach langem Lockdown wieder möglich und die Situation scheint stabil zu bleiben.

 

All die Dinge, die man so am Leben als Studierende schätzt, sind hier wieder möglich

Die Erlebnisse aus Graz, wie Fernunterricht, Lockdown, Quarantäne und eine Geisterstadt, all diese Dinge haben auch meine Freunde hier in Lissabon die letzten Jahre erlebt und auch wenn man lustige Geschichten über Spieleabende mit Mitbewohnern und Fernunterricht-Fails zu erzählen hat merkt man hier schon, dass ein Aufatmen unter den Studierenden stattfindet. Endlich wieder gemeinsam in Hörsälen diskutieren, gemeinsam in der Bibliothek lernen, die Vortragenden live sehen, in der Mensa auf einen Kaffee gehen und abends gemeinsam Billiard spielen. All die Dinge, die man so am Leben als Studierende schätzt, sind hier wieder möglich und die Motivation am Studieren, die dies mit sich bringt, ist genial. Hoffentlich können die nächsten Erstsemester und die nächsten Erasmusstudierenden dies genau so erleben.

Grüße aus Neapel

Neapel ist alles, aber nicht fad. Das bestätigt auch Lehramtsstudentin Linda, die via Erasmus gerade dort studiert. Nach einem ersten Kulturschock gnießt sie nun jedoch das hektische Treiben, das diese einzigartige Metropole zu bieten hat. 

Weiterlesen

 

Arizona: Zwischen Uni-Alltag und US-Trips

Christina hat sich für ein Auslandssemester in den USA entschieden und studiert derzeit in Flagstaff, Arizona. Hier erzählt sie über das Campus-Leben, welche spannenden Destinationen ideal für einen Road-Trip sind, und warum es in einem Wüstenstaat schneit. 

Weiterlesen

 

Studying in Scotland

Annabelle ist für ein Erasmus-Semester im schottischen Aberdeen gelandet. Der wunderschöne Campus lädt genauso zum verweilen ein wie die Küstenregion am Stadtrand, an dem sich trotz der frischen Temperaturen tatsächlich SurferInnen finden lassen. 

Weiterlesen

 


Ende dieses Seitenbereichs.

Beginn des Seitenbereichs: Zusatzinformationen:

Ende dieses Seitenbereichs.