Ich war davor noch nie in Spanien oder in Frankreich und zuerst wollte ich auch mit dem Flugzeug fliegen. Das ist einfach und unkompliziert. Ich habe mir dann aber gedacht, dass sich Interrail anbieten würde. Zunächst war das natürlich eine tolle Idee. Auf den zweiten Blick muss man aber beachten, dass man für Schnellzüge in vielen europäischen Ländern eine Sitzplatzreservierung braucht und man sich recht früh darum kümmern sollte. Zusätzlich haben Interrail-Pässe die Beschränkung, dass man aus und nach Österreich nur drei Tage zur Verfügung hat, was ich auch erst spät gecheckt hatte (auf dem Weg nach Italien zu Ostern). Gelöst habe ich das Problem, indem ich mir eine zusätzliche Fahrkarte zwischen Salzburg und München gekauft habe (sonst habe ich das Klimaticket Österreich, was für diese Verbindung leider nicht gilt). Außerdem muss man die Strecke gut planen. Ich hatte mit drei Reisetage nach Granada und von Granada zurück (Paris – Barcelona – Granada – Madrid – Paris), geplant … bekanntlich kommt es aber häufig nicht so, wie man es geplant hat, aber lest selbst.
In der Früh um kurz nach 5 Uhr begann meine Reise nach Paris. Ich bin mit dem ersten Bus zum Hauptbahnhof gefahren. Ich konnte in der Nacht davor nicht gut schlafen, weil ich so aufgeregt war und ich nicht verschlafen wollte. Furchtbar müde bin ich dann im Zug gesessen, in dem ich dann herausfand, dass ich in Salzburg gar nicht umsteigen muss und meine reservierten Plätze auch direkt hintereinander im selben Zugabteil waren. Lustig fand ich die Durchsage „Wir bedanken uns für die Fahrt mit der DB.“, dabei waren wir nur 6 Minuten von Salzburg Hbf. nach Freilassing gefahren und saßen immer noch in einem Zug, wo überall ÖBB draufsteht. Und kaum in Deutschland, schon hatten wir 8 Minuten Verspätung.
Der Zug von München nach Karlsruhe war dann sogar 6 Minuten vor der geplanten Zeit am Zielbahnhof. Die Freude darüber hielt nicht lange an, denn was eine Transitzeit von ca. einer Stunde hätte sein sollen, wurde zu einer über zwei Stunden anhaltenden Wartezeit und ich konnte dann eine andere Zugverbindung nehmen, als ich eigentlich hatte (mein ursprünglicher Zug hatte schon eine Verspätung von mehr als 2h). Das Gute daran war, dass ich eine sehr interessante Frau aus Brasilien kennengelernt habe, die auch eine noch längere Verzögerung hatte als ich.
Als ich dann um ca. 21 Uhr zu meiner Unterkunft unterwegs war, musste ich mich zuerst mit der Pariser Metro herumschlagen. Netterweise half mir eine deutschsprachige Frau beim Ticketkauf. Im Pariser Öffi-System gibt es eine wiederaufladbare Transportkarte (derzeit für 2€), Ich habe mir gleich zwei Metro-Fahrten draufgebucht und bin dann um 21:40 endlich bei der Unterkunft angekommen. Die Nacht war kurz und ich hatte wieder Bammel, zu verschlafen, also schlief ich nicht so gut, wie ich eigentlich schlafen hätte können, weil die Unterkunft echt nicht schlecht war: schöne Stockbetten, saubere Sanitäranlagen, eine Rooftopbar und eine 24-h-Rezeption (sehr praktisch, wenn man spät ankommt und/oder früh auschecken muss).
Am 2. Reisetag ging es schon früh los (kurz nach 5 Uhr habe ich schon ausgecheckt). Am Gare de Lyon angekommen, erfuhr ich, dass auch der Zug nach Barcelona Sants ein wenig Verspätung hat, aber nicht zu schlimm wie am Vortag. Dadurch hatte ich noch Zeit, mir einen Schwarztee auf Französisch zu bestellen (kleine Erfolge und so). Das Personal am Bahnhof war echt supernett und hilfsbereit. Was mich verwundert hat, ist, dass in manchen Metros und auch im TGV nach Barcelona Sants einige Durchsagen auf Deutsch waren und auch die Kontrolleure mir Englisch oder Deutsch angeboten hatten.
Um kurz vor 14 Uhr kam ich in Barcelona an. Meine ersten Gedanken waren: „Oh voll viele Menschen.“ und „Ist das heiß hier!“ Am Weg zum Hostel war eine Straße gesperrt und es gab mehrere Marktstände, an denen man Fächer, Xoriço, Schmuck etc. kaufen konnte. Die Frau an der Rezeption im Hostel erklärte mir alles – auch auf Spanisch, worüber ich mich sehr freute. Manchmal versucht man, Spanisch mit den Leuten zu sprechen, aber sie antworten leider auf Englisch. Das hilfreich, wenn man sie nicht versteht, aber ich bin ja hier, um Spanisch zu reden!
Ich habe dann beschlossen, zum Meer zu spazieren, weil das ja eh so nah ist … und leider doch so fern. Ich habe ca. 3h zum Meer gebraucht, weil ich auch zwischendurch stehen geblieben bin und Fotos gemacht habe, was gekauft habe oder weil die Ampel rot war. Die Ampelschaltungen verstehe ich echt nicht ganz und viele haben sie auch nicht beachtet und sind bei Rot drüber. Das Meer war schön und der Strand war (ganz unerwartet bei der Hitze) voller Leute. Nach 15-30 Minuten nahm ich dann den Bus zurück zu meiner Unterkunft. Bezahlen kann man mit Karte beim/bei der Busfahrer/in oder mit einer wiederaufladbaren Öffi-Karte (erinnert an Paris). Der Bus war gestopft voll und ich brauchte ca. 1h, um wieder zurückzukommen. Erledigt von den letzten zwei Tagen fiel ich ins Bett und schlief unerwartet gut.
Am dritten Reisetag ging es kurz nach 5 in der Früh nach Granada. Interessanterweise sind dort Regionalzüge und Schnellzüge auch örtlich voneinander getrennt. Mein Zug nach Granada war ein Schnellzug und ich musste da wie am Flughafen mein Gepäck durch den Scanner schicken. Der Bahnsteig war auch leicht zu finden, weil es „nur“ 6 Bahnsteige für Schnellzüge gibt. Wir mussten uns dann beim Schalter für den Bahnsteig 1 anstellen. Die Kontrolleure gingen dann ca. 10-15 Minuten vor der Abfahrt an der Schlange der Wartenden entlang und scannten die Tickets. Wir mussten aber noch bis ca. 2 Minuten vor der Abfahrt dort warten, bis das Gate sozusagen geschlossen war, und dann konnten wir erst runter zum Zug. Das ist interessant, weil in Paris das Gate auch zwischen 20-2 Minuten vor der Abfahrt offen war, aber wir dort nach der Kontrolle nicht alle zusammen gewartet haben. Und in Österreich oder Deutschland kann man auch bis zur letzten Minute noch direkt zum Zug rennen und wird dann erst nach der Abfahrt kontrolliert. Ich finde das System von Frankreich und Spanien eigentlich gar nicht so schlecht, weil man somit auch frühzeitig weiß, ob man im falschen Zug ist, oder nicht. Vielleicht ist es aber dort auch nur bei größeren Bahnhöfen so.
Nachdem ich seit meiner Abreise immer früh (ca. gleiche Uhrzeit) unterwegs war, kann ich sagen, dass es in Graz und in Paris in der Früh um 5-6 recht ruhig ist und eher weniger Menschen unterwegs waren, aber in Barcelona waren sogar um kurz nach 5 schon/noch sehr viele Menschen auf der Straße unterwegs (zumindest mehr als gedacht).
Um kurz nach 13 Uhr stieg ich aus dem Zug und war endlich an meinem Ziel angelangt: Granada. Bei der Bahnhofstür raus und gleich der erste Schock. Obwohl es furchtbar heiß war, waren da auf den Bergen noch ziemlich viele, ziemlich große Schneeflecken zu sehen … Der Berg? Natürlich die Sierra Nevada. Mit der strahlenden Mittagssonne über mir, ging ich die 12 Minuten zu meinem Hostel. Verschwitzt und müde von der Reise kam ich im schön gekühlten Hostel an. Anfänglich hat die Frau an der Rezeption noch Englisch mit mir gesprochen, aber nachdem ich immer in Spanisch geantwortet habe, stieg sie auf Spanisch um … und redete mit einem Akzent und einer Geschwindigkeit, dass ich mir nicht sicher war, ob ich alles verstanden habe.
Mit meiner Unterkunft war ich sehr zufrieden. In meinem Zimmer war ich die Einzige, die acht Nächte dortblieb und alle anderen kamen und gingen wieder. Ich konnte auch viele neue und interessante Leute in meiner Freizeit kennenlernen, da das Hostel sehr darauf ausgelegt war, dass sich Leute gut kennenlernen können: Open-Mic-Abende, Kooperationen mit Programmplanern (die jeden Tag ein anderes Programm in die gemeinsame WhatsApp-Gruppe geschickt haben), gemeinsames Abendessen, das für 30 Personen gratis war, und ein offener Gemeinschaftsraum mit Küche, der zum Quatschen und Entspannen einlud. Ich konnte dort junge Leute aus aller Welt kennenlernen (Kanada, Frankreich, Neuseeland, Amerika, Deutschland …) und auch ältere Leute, was mich echt verwundert hat.
Die Kurse an der Uni waren größtenteils sehr interessant. Obwohl wir nur eine kurze Zeit zur Verfügung hatten, haben das die Vortragenden und die Veranstalter echt gut gemacht und uns einen möglichst guten Überblick über das Thema geben. Auf dem Programm standen Vorträge, aber auch Ausflüge wie zur Abadía am Sacromonte, ein Abstecher ins Archivo Hístorico de Protokolos de Granada, ein Vormittag im Albaicín, wo wir auch in verschiedene Gebäude gingen und die Geschichte von den Häusern und deren Bewohnern kennengelernt haben, eine Einheit, in der wir selbst Texte, die Spanisch mit arabischen Schriftzeichen darstellten, transkribieren konnten und ein Tag in der Alpujarra Granadina, wo wir zwei Dörfer gesehen haben (Bubión und Pampaneira).
Am besten von den Vorträgen hat mir alles, was mit Historiolinguistik zu tun hatte, gefallen. Von den praktischen Einheiten hat mir der Spaziergang durch den Albaicín am meisten gefallen.
Ein unerwartetes Highlight meiner Reise war, dass eine Freundin von mir gerade in Granada ihr Erasmussemester macht und ich mich bis im Zug von Barcelona nach Granada nicht mehr daran erinnern konnte, dass wir vor bald einem Jahr darüber geredet hatten und ich ihr versprochen hatte, dass ich sie einmal besuchen kommen würde. Die Zeit verging, der Kontakt wurde arbeits- und unibedingt weniger und das Versprechen geriet in Vergessenheit, bis dahin. Ich konnte unerwartet dieses Versprechen erfüllen und war auch sehr froh darüber, jemanden zu haben, der sich dort schon auskennt und den ich schon kenne. Von ihr habe ich auch den Tipp, sich in Granada eine CredibúsKarte zu machen, bekommen. Ohne diese Karte zahlt man derzeit 1,60€ für den Bus. Mit dieser Karte sind es nur mehr 0,45€.
Ein Traum von mir war es schon für 7 Jahre die Alhambra einmal selbst zu sehen. Am Samstag (am Tag vor meiner Abreise) war es dann so weit. Die Generalife, die Palacio Nazarí und das gesamte Gelände sind wunderschön und ich hätte mir gerne mehr Zeit genommen, aber die ganze Woche über habe ich diese Dekorationen schon gesehen (natürlich in der Alhambra noch viel mehr und imposanter) und dieser Tag war auch noch der heißeste Tag dieser Woche, also wollte ich nicht länger bleiben. Ich habe leider auch noch einen leichten Sonnenstich davongetragen und war dann für den Rest des Tages außer Gefecht gesetzt. Ich finde aber, dass es die Alhambra definitiv wert ist, sie einmal gesehen zu haben, wenn man in Granada ist!
Ein kleiner Tipp noch: Am besten die Tickets für die Alhambra schon recht früh buchen (vor allem für die Sommermonate), da das auch eine sehr beliebte Touristenattraktion ist. Sollte man keine Tickets bekommen, kann man am jeweiligen Tag nach Mitternacht nochmal versuchen, Restkarten zu bekommen, die aber recht schnell weg sind und die auch zu ziemlich zufälligen Zeiten sein können. Sollte man sich die Zeit aussuchen können und kein Problem mit Frühaufstehen haben, dann wählt man möglichst frühe Tickets.
Am letzten Tag ging es dann wieder recht früh (5:30) zum Bahnhof, um den Zug nach Madrid zu erwischen.
In Madrid angekommen war ich zunächst einmal ein bisschen mit dem Bahnhof überfordert, weil ich gleich an meine Abreise gedacht habe. Ich beschloss, diese Gedanken auf später zu verschieben und machte mich zu Fuß auf den Weg zum Hostel. 25 Minuten bei Google Maps haben mich nicht vorgewarnt, dass ich bei brütender Hitze bergauf gehen musste. Ohne Gepäck wäre das kein Problem, mit Gepäck war es sehr anstrengend. Im Hostel konnte ich in meinem Zimmer wieder jemanden kennenlernen: eine Frau aus Brasilien, eine aus Südkorea und eine aus China. Da ich aber von meiner bisherigen Reise schon sehr erledigt bin, habe ich nur einen kleinen Spaziergang gemacht und bin dann wieder zurück ins Hostel, um noch ein paar Sachen für die Uni zu machen (wir müssen noch ein Memorial für das BIP schreiben, um das abzuschließen).
Nach meiner längsten Nacht während meiner Reise bin ich um kurz vor 7 aus dem Hostel Richtung Bahnhof, um meinen Zug nach Barcelona Sants zu erwischen. In Barcelona angekommen, habe ich einen Fehler begangen… ich bin aus dem Bereich der Schnellzüge raus, weil ich dachte, außerhalb gibt es vielleicht was Besseres zu essen. Tja, falsch gedacht. Weil ich draußen war und die Sicherheitskontrollen für die Schnellzüge aber immer erst 1h vor Abfahrt der Züge beginnen, musste ich mir die Zeit draußen totschlagen und mir draußen etwas zu essen holen. Insgesamt fast 4h verbrachte ich am Bahnhof, bis der Zug weiterfuhr.
Da ich von der ganzen Reise schon sehr erledigt war, hatte ich mich gefreut, endlich wieder heimzukommen. Doch bereits in Paris die erste Enttäuschung: Der Zug nach Stuttgart verspätete sich um 50 Minuten. Alleine, schon sehr gestresst von all den Verspätungen der europäischen Züge und von Personal zu Personal mit meinen Fragen weitergereicht, war ich den Tränen sehr nahe. Der Zug erreichte Stuttgart zwar verspätet, aber das stellte kein Problem dar. Allerdings hatte auch mein Zug nach Salzburg Verspätung und es wurde immer enger mit meinem Anschluss nach Graz. Bis kurz vor Bischofshofen hoffte ich … und wurde bitter enttäuscht. Der Zug war so verspätet, dass ich den Anschluss nicht mehr erwischte. Trotz der Hotelkostenübernahme durch die ÖBB (die eigentlich ja nichts dafürkonnte) rannten die Tränen und ich konnte einfach nicht mehr aufhören. In Bischofshofen musste ich in die S-Bahn zurück nach Salzburg. Ein kleiner Trost: das Hotel war superschön und ich hatte ein tolles Frühstück. Erst nach vier Tagen Zugreise war ich wieder daheim.
Ich habe für mich gelernt, dass ich nicht mehr alleine reisen möchte und ich auch nicht mehr so weite Strecken mit dem Zug zurücklegen will (innerhalb von Spanien, Italien und Österreich ist es erfahrungsgemäß problemlos möglich). Das lustige am Alleinreisen war für mich, dass ich eine komische Mischung aus Einsamkeit und Stolz empfunden habe. Ich fühlte mich häufig alleine und gleichzeitig war ich stolz darauf, dass ich das alleine geschafft habe.
Ob ich wieder an einem BIP teilnehmen werde, kann ich nicht sagen. Wenn es sich zeitlich und finanziell ausgeht, vielleicht. Ansonsten kann ich die Teilnahme an BIPs auf jeden Fall für alle Studierenden empfehlen, die sich ein ganzes Auslandssemester finanziell oder zeitlich nicht leisten können. Man beschäftigt sich intensiv mit einem Thema, lernt dabei viele neue Leute kennen und man lernt auch sich selbst und seine Grenzen besser kennen.