„What’s the craic“ aus Irland
Als ich Anfang September in Dublin angekommen bin, hat es zuerst eine Welcome Week gegeben. Das heißt, dass alle Erasmus und Study Abroad Studierenden eine Einführung in die Universität und das Land bekommen haben. In der nächsten Woche haben dann schon die Vorlesungen begonnen. Worauf man sich einstellen muss, ist, dass an der DCU nicht immer alles so gut organisiert ist. Es kann zum Beispiel passieren, dass ein Kurs verschoben wird oder ganz spontan ausfällt. Es ist auch ganz schwierig gewesen, den Stundenplan zu erstellen, weil sich sehr sehr viele Lehrveranstaltungen überschneiden. Ich konnte also einige Kurse, die ich ursprünglich belegen wollte, gar nicht machen. Das wird sich aber alles ergeben, wenn man angekommen ist. Die Leute an der DCU sind sehr freundlich und hilfsbereit - also ich habe mich nie wirklich verloren gefühlt. Das ist vor allem am Anfang besonders wichtig, weil es ja doch ein ganz anderes Unisystem ist, an das man sich gewöhnen muss.
Auch sehr wichtig ist, dass an der DCU zwischen „Continuous Assessment“ und „Exams“ unterschieden wird. Dabei geht es darum, wie viel Aufträge und Prüfungen zur Note zählen. Ich habe nur Kurse mit continuous assessment, das bedeutet also, das nicht alles von einer Prüfung am Ende abhängt, sondern dass es mehrere kleinere Aufträge unterm Semester gibt. Das bedeutet auch, dass ich früher fertig mit dem Semester bin, weil die letzten zwei Wochen nur Prüfungszeit sind.
Ich würde also empfehlen, erst einen Flug nach Hause zu buchen, nachdem klar ist, welche Art von Kursen man hat.

Die Uni hier gefällt mir sehr gut. Die Auswahl an Kursen ist ganz anders als an der Uni Graz, so habe ich zum Beispiel als TKK-Studentin den Kurs „Irish Theatre“ und „The music industries“ besuchen können. Während mir bei uns einige dieser Vorlesungen nur als Wahlfächer angerechnet werden können, sind sie in dem Studiengang and der DCU im Lehrplan bzw kann man sie ohne Probleme im Studium wählen. Die Kurse selbst erinnern mich ein bisschen an unsere Vorlesungen, da es nicht wirklich eine Anwesenheitspflicht gibt und die Professoren auch meistens im Unterricht nicht viel mit den Studenten interagieren. Das ist zumindest meine Erfahrung - ich habe aber auch von Kursen gehört, die eher einer Übung bei uns entsprechen. Die Sprachkurse sind natürlich interaktiver und können ungefähr mit denen an der Uni Graz verglichen werden.
An der DCU gibt es drei Campi. Ich zum Beispiel muss zweimal in der Woche für eine Vorlesung mit dem Bus zu einem anderen Campus fahren. Der Campus selbst ist aber ganz anders als die Gebäude zu Hause. Es gibt zum Beispiel einen kleinen Supermarkt, eine Apotheke und Studentenheime. Am Campus gibt es auch viele verschiedene Gebäude für unterschiedliche Fächer. Sprachen werden zum Beispiel in einem anderen Gebäude unterrichtet als BWL. Beide Gebäude sind aber am gleichen Campus (Glasnevin). Am St. Patrick‘s Campus gibt es nur ein Gebäude, das aber in Blöcke unterteilt wird.

Was mir besonders gut gefällt, sind die Clubs und Societies. Das sind Gruppen, denen man beitreten kann - Clubs sind für sportliche Aktivitäten und Societies für den Rest. Ich bin zum Beispiel der „Spanish Society“, der „Music Society“ und der „Erasmus Student Network Society“ beigetreten. Diese Gruppen veranstalten viele Events im Semester, was es viel einfacher macht, neue Kontakte zu knüpfen und andere Kulturen kennenzulernen. Die „Music Society“ zum Beispiel veranstaltet oft sogenannte „Open Mic Nights“, bei denen jeder, der möchte, etwas spielen oder singen kann. Ich finde es cool, dass es an der DCU nicht nur um die Lehrveranstaltungen geht, sondern es auch ganz viele Events gibt, die an der Uni stattfinden.
Ich hatte das Glück, einen Platz im Studentenheim am Glasnevincampus zu bekommen. Das ist der größte Campus und ich habe auch die meisten meiner Lehrveranstaltungen hier. Mit dem Bus fährt man ungefähr 30 bis 40 Minuten in die Stadt. Es fahren auch sehr viele Buse von der DCU weg. Also auch wenn das Bussystem nicht sehr verlässlich in Dublin ist, kommt man eigentlich immer ziemlich schnell ins Stadtzentrum.

Ich würde auf jeden Fall empfehlen, so viel wie möglich zu reisen. Im County Dublin gibt es sehr viele schöne, kleine Dörfer wie zum Beispiel Howth oder Malahide, die man sehr einfach mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen kann. Mit dem Zug kann man zum Beispiel nach Galway, Cork, Belfast oder Kilkenny fahren, was ich bereits gemacht habe - also kann ich das nur empfehlen. Ich finde, Irland kann man nur wirklich erleben, wenn man nicht nur in Dublin gewesen ist.

Longer than expected in Ireland
Da es mir so in Irland gefällt und ich beim Gedanken zurück nach Hause zu fahren richtig traurig wurde, habe ich meinen Aufenthalt um ein Semester verlängert. Dazu habe ich ein Monat vor dem letzten Tag meines Aufenthaltes einen Antrag auf Verlängerung stellen müssen, einen neuen Vorrausbescheid machen und ein neues Learning Agreement. Ich musste einige Formulare ausfüllen und hochladen, aber der Prozess hat sich auf jeden Fall für mich gelohnt, denn mein Antrag wurde angenommen und ich werde nun auch mein Sommersemester in Irland verbringen.

Prüfungsphase
Ich persönlich hatte im ersten Semester nur Lehrveranstaltungen mit continuous assessment, also hatte ich im Dezember keine Vorlesungen mehr, und auch keine Prüfungen. Aber ich musste ein paar Essays schreiben. Die meisten waren bis Mitte Dezember abzugeben, also hat man, abhängig davon wie viele Kurse man besucht, zwar einiges zu tun, aber auch genug Zeit um alle Aufträge rechtzeitig fertigzustellen. Wenn man also nur Kurse ohne Endprüfung belegt, kann man, abhängig vom Semesterplan schon Anfang Dezember abreisen. Ich allerdings bin noch ein bisschen länger geblieben, da ich die Zeit zum Reisen nutzen wollte.

Semesterbeginn
Das zweite Semester hat am 13. Jänner begonnen, also hat man ziemlich lange Weihnachtsferien. Dadurch, dass alle Prüfungen und Aufträge schon vor Weihnachten abzugeben waren, konnte ich die Ferien genießen und hatte keinen Unistress. Das gefällt mir besonders am irischen Unisystem, denn ich persönlich habe lieber Ferien in der Weihnachtszeit als im Februar.
In der ersten Woche kann man sich noch entscheiden, welche Kurse man belegen möchte. Es kann oft passieren, dass sich Vorlesungen überschneiden, und man eine Alternative finden muss. Das ist aber kein Problem, da die erste Woche noch nicht so ernst genommen wird. Falls man also wegen einem Clash erst eine Woche später mit einem Kurs anfängt, ist das kein Problem.
Ich würde auf jeden Fall empfehlen, mindestens einer Erasmus-Whatsappgruppe beizutreten. Es gibt sehr viele dieser Gruppen in Dublin, die vor allem am Anfang helfen, neue Leute kennenzulernen, und man wird auch über neue Events informiert. Außerdem organisiert ESN Ireland viele Trips im Semester. Es gibt zum Beispiel Reisen nach Galway, Cork, Belfast, und vieles mehr. Man muss aber unbedingt früh genug buchen. Letztes Semester habe ich zu spät davon erfahren, und dann war alles schon ausgebucht. Dieses Semester konnte man ab dem 17.01. buchen.

Slán le DCU (Goodbye DCU)
Die Zeit ist gekommen und nun neigt sich auch das zweite Semester dem Ende zu. In Irland endet das Sommersemester besonders früh, wenn man Glück hat, schon Anfang April. Dafür hat man keine Semesterferien und beginnt schon Anfang Jänner mit dem Semester. Ich persönlich war schon Anfang April fertig, da all meine Kurse „Continuous Assessment“ waren. Das heißt, dass man das ganze Semester hindurch bewertet wird, anstatt eine große Prüfung am Ende zu haben. Meiner Meinung nach ist dieses System sehr gut, weil die Note nicht nur von einer einzigen Prüfung abhängt. Oft kann es aber sein, dass man zwar keine Prüfungen mehr hat, aber noch Essays oder Projekte abgeben muss. Das kann, abhängig von der Lehrveranstaltung, bis Anfang Mai sein.
Wenn ich nun auf mein Auslandsjahr zurückblicke, muss ich sagen, dass ich es ohne zu zögern noch einmal machen würde, wenn ich könnte. Ich kann ein Auslandssemester an der DCU wirklich wärmstens weiterempfehlen. Auch wenn alles am Anfang etwas beängstigend wirkt, man wird in Irland sehr freundlich aufgenommen und muss sich überhaupt keine Sorgen machen. Ich werde dieses Land sehr vermissen und bin mir sicher, dass es jedem, der ein Auslandssemester hier machen wird, genau so geht.
